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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 29

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 81. Geistiges und sittliches Leben. 29 Wohl wurde den Künstlern noch nicht die ihnen gebührende Wertschätzung entgegengebracht; denn nur selten erhob man sie über den Kreis der Handwerker. Es fehlte eben den Fürsten und Bürgern das Verständnis zur Würdigung ihrer Schöpfungen. Nichtsdestoweniger aber rang sich der Genius eines Albrecht Dürer in Nürnberg (f 1528), eines Hans Holbein des Jüngeren aus Augsburg (j 1543 in London) zu bewundernswerten Leistungen empor. Sie, wie auch Lukas Kran ach aus Kronach in Franken (f 1553), der Freund Luthers, gewannen durch ihre Kupferstiche und Holzschnitte Einfluß auf den Gefchmack der Menge. — Als Erzgießer ragt Peter Bischer (f 1529), als Bildschnitzer Veit Stoß (f 1533) hervor, beide in Nürnberg. — Charakteristisch für die Baukuust jener Zeit war der vom Geist der Antike belebte Kunststil (Renaissancestil), der sich am Ausgauge des 15. Jahrhunderts in Italien entwickelte. (Rothen-burger Rathaus 1573, Nürnberger Rathaus 1621, Ottheinrichsban des Heidelberger Schlosses 1559, Pellerhaus in Nürnberg 1606). 3. Der fruchtbarste und bedeutendste Dichter des 16. Jahr- ®ic|J3eunb Hunderts war der Nürnberger Schuster und Meistersänger Hans Sachs (1494—1576), der in zahlreichen Dichtungen (Liedern, Schwänken, Fastnachtsspielen 2c.) eine fcharfe Beobachtungsgabe, heitere Laune, ergötzlichen Humor und sittlichen Ernst offenbarte. Ein anderer nennenswerter Dichter jener Zeit war Jo H. Fischart aus Mainz (geb. um 1550), der, wie auch Sebastian Br ant ans Straßburg (f 1521), die Gebrechen und Fehler seiner Zeit mit beißendem Witze geißelte. — Für die Entwicklung der deutschen Sprache erlangte Martin Luther eine epochemachende Bedeutung durch die Übersetzung der Bibel (Neues Testament 1522, die volle Bibel 1534), die er mit peinlicher Sorgfalt und unter Berücksichtigung der Anschauungsund Ausdrucksweise des Volkes vornahm. Im Hinblick auf die weite Verbreitung, welche die Bibel im deutschen Volke gefunden hat, kann Luther gleichsam als Begründer der neuhochdeutschen Sprache angesehen werden. 4. Das 16. Jahrhundert zeigt, wie wir gesehen, in Wissenschaft Verkümmerung und Kunst treibende Kraft und Lebensfülle, einen schöpferischen Geist. _bsjben?mn Wie erbärmlich sah es dagegen 100 Jahre später aus bei dem 17' '$ai^Unbert schlecht, „das aus deu Wirren und Wehen des Dreißigjährigen Krieges" hervorgegangen! Die Universitäten waren verödet (Heidelberg hatte 1626 noch zwei Studenten). Unter den Professoren herrschte große Unwissenheit oder eine trockene, geist- und gedankenlose Schul-gelehrsamkeit, unter den Studenten eine entsetzliche Roheit der Sitten. Viele Gymnasien waren eingegangen; die Kriegsstürme hatten Lehrer und Schüler vertrieben. Den Fürsten und Bürgern war der Sinn für wissenschaftliche Bestrebungen entschwunden. Der berühmte

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 62

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
62 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Persönlichkeit Friedrich Wilhelms I. Landesväterliche Tätigkeit. Straße „Unter den Sinben" verbankt. Und wie den Künsten, so wanbte er anch den Wissenschaften seine Aufmerksamkeit zu, darin metteifernb mit seiner feinsinnigen Gemahlin Sophie Charlotte von Hannover, der Freunbin des berühmten Philosophen Leibniz. Unter seiner Regiernng erfolgte die Gründung der Universität Halle, woran Thomasius, Franke (Stifter des Waisenhauses), Wols eine hervorragende Wirksamkeit entfalteten, und die Errichtung der Akademie der Wissenschaften in Berlin, letztere nach den Plänen Leibnizens. So Anerkennenswertes Friedrich 1. leistete, seine Regierung hatte auch eine schlimme Seite. Die verschwenberische Hofhaltung des Königs und die Werke, die er schuf, verschlangen ungeheure Summen und erschütterten das mühsam errungene Gleichgewicht des Staatshaushaltes. Bauern und Bürger seufzten unter hartem Steuerdruck und betrachteten daher den Tod des Monarchen und die Thronbesteigung des sparsamen Friedrich Wilhelm I. als ein Glück für den Staat. 3. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740) war in vielen Stücken das gerade Gegenteil seines Vaters. Er liebte die Einfachheit in Kleidung und Genuß und war sparsam bis zur Kargheit. Währenb sich Friedrich I. gerne iu die Wissenschaften versenkte, gelehrte und geistvolle Männer um sich versammelte und im Umgang mit denselben seine Mußestunden verbrachte, wollte Friedrich Wilhelm I. von wissenschaftlicher Bildung nicht viel wissen, suchte vielmehr seine Erholung in dem bekannten Tabakskollegium, d. i. in jener Abendgesellschaft, wo er mit lebensfrohen Freunden beisammen saß und bei Bier und Tabak berbe Späße machte. Als Feind des Luxus haßte er das französische Wesen, das mit seinen lockeren Sitten, seiner immer wechsclnben Mobe iu den vornehmen deutschen Kreisen Eingang gefunben hatte; bagegcn schätzte er beutsche Bieberkeit, Offenheit und ungeheuchelte, altgläubige Frömmigkeit. In seinem Auftreten war er barsch, aufbrausenb und rücksichtslos bis zur Härte. Ein absolutistischer Zug beherrschte sein Denken; Wibersprnch konnte er nicht ertragen. („Gehorchen und nicht raisonnieren.") Doch war sein Pflicht- und Verantwortlichkeitsgefühl so ausgeprägt, daß er alles, was er tat und verlangte, in den Dienst des allgemeinen Wohles stellte. 4. Als Ziele seiner Regententätigkeit faßte er Kräftigung des Staates, Hebung des Wohlstanbes und der Gesittung seiner Untertanen ins Auge. Im Hinblick barauf schuf er einen pflichttreuen, der Bestechung unzugänglichen Beamtenstanb, vermehrte bnrch forgefällige Verwaltung ober Verpachtung der ansgebehnten Domänen und bessere Ordnung des Steuerwesens die Einnahmen des Staates und suchte alle Zweige der volkswirtschaftlichen Regsamkeit zu förbern.

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 64

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
64 Viii. Bom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. b) lotn üegimmgsanfritf «frietfrirfis dts Großen Bis zur ersten Franzölmim Heaohtfion 1740—1789. § 92. Friedrich der Große (1740—1786). Jugend und Regierungsantritt. 1. Mit Friedrich Ii. kam ein Fürst zur Regierung, der das von seinen großen Ahnen begonnene Werk vollendete, zum königlichen Titel die königliche Macht fügte, das verhältnismäßig kleine Preußen zu einer Europäischen Großmacht erhob und für das geistige Leben der deutschen Nation eine so große Bedeutung erlangte, daß man die Zeit, während welcher er auf dem Throne faß, das Zeitalter Friedrichs des Großen nennt. 2. Friedrich wurde 1712 geboren. Seine erste Erziehung leitete Frau von Roeonlle, die einer aus Frankreich geflüchteten Hugenottenfamilie entsprossen war. Im Umgang mit ihr wurde der Grund gelegt zu der später so mächtig hervorgetretenen Neigung zur französischen Sprache. Zum Knaben herangewachsen, wurde er der Führung zweier Männer anvertraut. Der General Graf Finkenstein sollte ihn für die militärische Laufbahn vorbereiten, Dnhan (ebenfalls aus einer Hugenottenfamilie stammend) den Unterricht leiten. Ganz entsprechend dem Wesen des Vaters, sollte in dem Prinzen Gottesfurcht und ein sittenstrenger Sinn erweckt, er sollte an Sparsamkeit mtd Ordnung gewöhnt, körperlich abgehärtet, doch auch mit Ruhmbegierde erfüllt werden, sollte Begeisterung für das Militär erhalten, überhaupt ein Mann werden, der einst im stände sei, den Staat würdig zu repräsentieren und das Heer von Sieg zu Sieg zu führen. — Der Sohn schlug in seiner Entwicklung ganz andere Bahnen ein, als sie dem Herzenswünsche des Vaters gemäß waren. Der geistlose, mechanische Soldatendienst, bei welchem Friedrich Tag für Tag in derselben Weise gedrillt wurde, langweilte ihn, und die ungeschickt geleiteten Andachtsübungen erzeugten in ihm nicht religiösen Sinn, sondern flößten ihm einen starken Widerwillen ein, der um so größer wurde, als der Prinz zur Strafe für begangene Fehler Lieder und Psalmen auswendig lernen mußte. Der lebhafte Geist des wißbegierigen Jünglings strebte über die engen Schranken hinaus, welche der despotische Sinn des Vaters gezogen hatte; er verlangte nach reicher, geistiger Nahrung und wandte sich mit regem Eifer der Kunst (Flötenspiel), der Poesie, insbesondere der französischen Literatur zu.

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 137

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 113. Napoleons Krieg gegen Preußen 1806—1807. 137 die innere Lage des preußischen Staates einigermaßen vergegenwärtigen. 2. An der Spitze des Staates stand seit 1797 Friedrich Innere Lage Wilhelm Iii. (1797—1840). Er war von edler Gesinnung, war a. Da^Königs-bürgerlich einfach, hatte die reinsten Absichten in Ansehung des Wohles seiner Untertanen und führte einen sittenreinen Wandel; aber er entbehrte bei seiner Jugend (beim Regierungsantritt erst 27 Jahre) der Festigkeit des Charakters und des Vertrauens zu sich selbst und daher konnte er sich zu seinem eigenen Verderben nicht entschließen, die von seinem Vater überkommenen alten Ratgeber, wie von Hangwitz, zu entlassen, die in ihrer Gesinnungs- und Charakterlosigkeit den Aufgaben nicht gewachsen waren, welche in schwerer Zeit an sie herantraten. — Seine Gemahlin war Luise, eine Prinzessin ans Mecklenbnrg-Strelitz, jene hochherzige, zartfühlende, aufrichtig fromme Frau, die auch auf dem Throne einen klaren Blick für die Bedürfnisse und lebhafte Teilnahme für die Leiden und Freuden der Untertanen hatte und im stillen Umgang mit ihren Kindern, mit biederen Leuten aus dem Volke und mit der Natur eine Quelle reinen Genusses fand. War in früherer Zeit der preußische Hof die Statte eines leicht- b. Das Volk. fertigen, verschwenderischen Treibens, so bot er jetzt ein leuchtendes Vorbild der Sparsamkeit, Sittenreinheit und der Gewissenhaftigkeit in der Erfüllung der Pflichten. Einen unerfreulichen Gegensatz zu dem am Hose herrschenden Geist bildete die Denkart des Volkes. Bei den Bürgern war der opferwillige Sinn, der einst Friedrich dem Großen in der ärgsten Bedrängnis immer wieder die Mittel zur Fortsetzung des Krieges verschafft hatte, gefchwuuden. Genußsucht und in Verbindung damit religiöser Unglaube hatten um sich gegriffen. Es fehlte der großen Menge auch an Erkenntnis der sich gegen den Staat anstürmenden Gefahren und an dem Gefühle für Ehre und Schande der Nation. Nicht minder mißlich waren die Zustände im Heere. Dasselbe c- Das Heer. hatte „auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen ausgeruht", schwelgte in Erinnerungen an eine große Zeit, hatte aber selbst Proben der eigenen Tüchtigkeit noch nicht abgelegt. Die Offiziere gehörten mit wenigen Ausnahmen dem Adelsstände an; die in leitenden Stellungen befindlichen waren alt und gebrechlich und die anderen offenbarten einen durch nichts gerechtfertigten Übermut. Die gemeinen Soldaten, vielfach noch geworbene Leute, wurden mit Verachtung behandelt; zudem bestand eine Kluft zwischen den Bürgern und dem Militär, welche eine gegenseitige Unterstützung außerordentlich erschwerte. — So waren in Preußen die Verhältnisse gelagert, als im Jahre 1806 ein Kamps entbrannte, in dessen Verlauf das Unglück mit niederschmetternder Wucht über die königliche Familie hereinbrach. Der Hergang war folgender:

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 101

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 103. Deutsches Geistesleben im 18. Jahrhundert. 101 herrschte Pariser Geschmack das Denken und Empfinden der Fürsten und des Adels, das Schaffen unserer Künstler (Architekten und Dichter), die äußere Gestaltung des Lebens in den vornehmen Kreisen. So machte der Geist der Sieger längst nach geschlossenem Frieden noch Eroberungen im deutschen Volke. Allmählich aber regte sich in Wissenschaft und Kunst (Dichtkunst) die Opposition gegen das Franzosen-tnm und das Streben, deutsches Empfinden und deutsches Wesen zur Entfaltung zu bringen. 2. Einer der ersten Männer, welche den Kampf gegen den Geist der Zeit und die herrschenden Vorurteile aufnahmen, war Professor Christian Thomasius in Leipzig (f 1728). Er eiferte mit Erfolg gegen die damals noch mächtig wuchernden Hexenprozesse, forderte die Beseitigung der Folter im Strafverfahren und befaß die Kühnheit, die deutsche Muttersprache in wissenschaftlichen Vorträgen anzu-. wenden. Den tiefgehendsten Einfluß auf die Entwicklung des deutschen Geisteslebens übte der große Denker Immanuel Kant aus Königs-Einfluß des Phiberg (1724—1804), von dem eine neue Epoche namentlich für das sittliche Leben des Volkes datiert. Der- Begriff der Pflicht war beinahe allen Gefellschaftsklassen verloren gegangen. Die Fürsten stellten mit wenigen Ausnahmen das persönliche Wohl über die Interessen des Staates; der Adel bedrückte die auf feinen Gütern lebenden Leibeigenen und verbrachte die Tage in üppigem Wohlleben und auch in den wohlhabenden bürgerlichen Kreisen war die Selbstsucht und das Jagen nach Genuß und irdischem Glück so mächtig, daß Gemein-sinn und Opferwilligkeit sich nicht entwickeln und betätigen konnten. Da rüttelte Kant an den Gewissen, wies in einem seiner grunblegenben Werke der seichten, von französischen Philosophen verbreiteten „Aufklärung" gegenüber nach, daß Gott, Unsterblichkeit der Seele, Freiheit des Willens unentbehrliche Forberungen der praktischen Vernunft und notwendige Voraussetzungen der Sittlichkeit seien und daß die Freiheit des Menschen barin bestehe, daß er dem in ihm ruhenben Sittengesetz (dem Kategorischen Imperativ) folge, daß er also die Pflicht, nicht Lohn ober Lust, Antrieb zu seinen Handlungen sein lasse. („Handle so, daß die Maxime deines Handelns allgemeines Gesetz werden konnte und handle so, daß, wenn alle so handelten wie du, es um das Ganze Wohlstände!") 3. Auf dem Gebiet des Erziehungswesens erfolgten im Erziehung^ 18. Jahrhundert anerkennenswerte Fortschritte. Aug. Herrn. Fr ancke (f 1727), Professor und Seelsorger, welcher die Religion zu einer Angelegenheit des Herzens, zu einer Sache der Gesinnung und werktätigen Liebe machte, nahm sich der verlassenen Armut au und grünbete in Halle die unter dem Namen „Franckische Stiftungen" berühmt geworbenen Erziehungsanstalten, in welchen Waise Pflege

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 265

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 147. Maximilian Ii. 1848-1864. 265 heit und strengem Rechtsgefühl an die Lösung derselben und erwarb sich in kurzer Zeit durch sein menschenfreundliches Wesen und durch sein unermüdliches, von der Liebe zum Volke getragenes Wirken die Zuneigung und Ergebenheit der Untertanen in seltenem Grade. Schon Ende März 1848 erklärte er in der Thronrede, womit er den Landtag eröffnete, er fei stolz darauf, sich einen konstitutionellen König zu nennen, er werbe gewissenhaft die von seinem Vater in der Proklamation vom 6. März gemachten Zusagen erfüllen, sein Wahlsprnch sei „Freiheit und Gesetzmäßigkeit", und im Juni barauf Erlaß freihe^ sanktionierte er eine Reihe von Gesetzen, durch welche er die im bäuerlichen Interesse gelegene Ablösung der Gruublasteu (Umwandlung der Zehnten in ablösbare Bobenzinse) bewilligte, die stanbes-nnb gutsherrliche Gerichtsbarkeit aufhob, Schwurgerichte und die Öffentlichkeit und Mündlichkeit des Gerichtsverfahrens einführte, die Verantwortlichkeit der Minister anorbnete und eine neue Wahlorbnnng zum Landtag bestimmte, nach welcher die Abgeordneten nicht mehr nach Stäuben, sondern nach Wahlbezirken gewählt werben sollten. 2. Das Gesamtwohl seines Volkes in jcber Beziehung zu förbern, war das hohe Ziel, das der König bei allen seinen Maßnahmen unverrückt im Auge behielt. Seine eifrige Fürsorge und sein zur Entfaltung der Kräfte anspornender Einfluß erstreckte sich daher auch auf die Unterstützung der wirtschaftlichen Bestrebungen der einzelnen Bernfsklaffen, sowie auf die Pflege der Wissenschaften und Künste. a. Der Landwirtschaft kam das fchon erwähnte Gesetz vom Landwirtschaft. 4. Juni 1848 über Aufhebung, Fixierung und Ablösung der Grund- lasten zu gute, wodurch der Bauer aus einer unwürdigen Abhängigkeit befreit und in den Stand freier Grundbesitzer erhoben wurde. b. Der Industrie dienten die Errichtung von Gewerbekammern, Industrie, die Aufstellung von Fabrikräten und die Veranstaltung der ersten allgemeinen deutschen Industrieausstellung, die im Jahre 1854 in dem eigens zu diesem Zwecke gebauten Glaspalast in München stattfand. c. Zur Herbeiführung einer den Bedürfnissen der Zeit ent- Handel, sprechenden Entwicklung des Handels und Verkehrs erfolgte die Vermehrung der Eisenbahnlinien, die Erweiterung des Telegraphennetzes, die Einführung von Handelskammern und die Errichtung eines Handelsappellationsgerichtes in Nürnberg (1862). d. Den Wissenschaften und der fchöueu Literatur brachte Pflege der Maximilian Ii. eine ganz besondere Wertschätzung entgegen. Dieselbe ®tf'tn,d,aften-wurzelte in seiner eigenen äußerst gediegenen und vielseitigen Bildung, in der idealen Richtung seines Geistes und in dem lebhaft gefühlten Bedürfnis nach fortwährender Erweiterung feines Gedankenkreises. In Betätigung feines wiffenfchaftlichen Jnteresfes fcheute der König weder Mühe noch Opfer. Er gewährte den drei Landes-Universitäten große

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 11

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 76. Der Schwedische Krieg 1630—1635. 11 lanbet, um den Krieg von neuem zu entfachen und den bebrängten Protestanten beizustehen. Wer war dieser Frembe? Er stammte aus dem Geschlechte der Wasa und war König von Schweden. Von hohem Buchse und kräftigem Körper, mit Monben Haaren und blauen Augen erinnerte seine Erscheinung an die einst gefürchteten, meerbeherrschenben Bewohner des Norbens, die Normannen. Wie sein Äußeres, so imponierten seine glänzenbeu geistigen Eigenschaften. Er verfügte über ein umsassen-bes Wissen, beherrschte mehrere Sprachen und überblickte mit Hellem Verstaube die Bebürfnisse seines Volkes und die Be-bingungen, unter welchen der von ihm geleitete Staat wachsen und gebethen konnte. Entschlüsse saszte er mit kluger Vorsicht; in bei Aussührnng berselben aber war er tatkräftig, unerschrocken und kühn. Mit hoher Geistesbilbnng vereinigte er nngehenchelte Frömmigkeit nnb Herzensgüte; auch zählte er zu den treuesten Vekennern des evangelischen Glaubens. Bei aller Strenge und Manneszucht, die er im Heer übte, blickten seine Soldaten mit Liebe und Verehrung zu ihm empor. In Kriegen gegen Dänemark, Rußlanb und Polen hatte er ein großes, seinen Gegnern überlegenes Felbherrntalent gezeigt. 2. Was bewog ihn nun, sich in Deutschlands Angelegenheiten ®er««J®ujjn^ einzumischen und in dem Streit zwischen Kaiser und Protestanten die e smge-Partei der letzteren zu ergreifen? Es waren politische und religiöse Grünbe. Schon Gustav Wasa, Gustav Abolfs Großvater, welcher die Reformation in Schweden eingeführt, hatte nach Er- weiterung der Grenzen seines Reiches gestrebt. Das Streben war auf seine Nachfolger übergegangen. In siegreich bestanbenen Kriegen (mit Dänemark, Rußlanb, Polen) hatten sie nach und nach Fiuulanb, Esthland, Livlanb, Jngermamtlanb gewonnen und bamit die Herrschaft über die meisten Gebiete an der Ostsee erlangt. Nur an der <süb-fitste hatte ihre Macht bisher nicht Wurzeln fassen können; Preußen (das ehemalige Orbenslanb), Pommern und Mecklenburg besanben sich noch außer dem Bereich des schwebischen Einflusses. Vom Geiste seiner Ahnen erfaßt, gebachte nun Gustav Aböls das Eroberungswerk zu üotlenben und sich die unumschränkte Herrschaft über die Ostfee zu verschaffen. Die Erreichung bieses Zieles aber war Gustav Adolf.

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 130

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
130 Ix. Von der Französischen Revolution bis znm Wiener Kongreß. machte, die noch vorhandenen Kräfte zu sammeln und einem weiteren Verfalle entgegenzuarbeiten, stieg Napoleon auf der Stufenleiter des Ruhmes und der Macht unaufhaltsam höher. 1802 ließ er sich die Konsulswürde auf Lebenszeit verleihen mit dem Rechte, seinen Nachfolger selber zu bestimmen und im Mai 1804 durch Beschluß des Senates gar als Napoleon!, zum erblichen Kaiser der Franzosen ausrufen. Papst Pius Vii. spendete ihm in der Notredamekirche unter festlichem Glanze die kirchliche Weihe (2. Dezember). „Die meisten Höfe beeilten sich, den gekrönten Plebejer in ihre legitime Mitte aufzunehmen." Teutsche Fürsten und Diplomaten begaben sich nach Paris und brachten hier dem Gewaltigen ihre Huldigung und Glückwünsche zur ueueu Würde dar. Nur vier europäische Mächte: England, Rußland, Schweden und die Pforte versagten ihm die Anerkennung. Ter französischen Nation schien die Revolution in Vergessenheit geraten zu fein; denn viele Einrichtungen kehrten zurück, welche früher vou dem nach Freiheit und Gleichheit dürstenden Volke hinweggefegt worden waren. Der neue Kaiser umgab sich mit einem Glanze, der die Pracht des ehemaligen Hofes von Versailles überstrahlte; er begründete einen neuen Lehensadel „mit den alten Titeln von Fürsten, Herzogen, Grafen, Baronen" und schränkte die durch Kampf und Blut errungenen Rechte der Untertanen erheblich ein. Besetzung 2. Schon vor feiner Erhebung zum Kaiser zeigte er durch zwei Hannovers durch f r r, r ’ v ,?<■ franz. Truppen Gewaltstretche, von welch wegwerfender Geringschätzung er dem Teutschen Reiche gegenüber erfüllt war. Als die Engländer entgegen einer Bestimmung des Friedens zu Amiens die Insel Malta an den Johanniterorden nicht herausgaben, dann die Entfernung französischer Truppen ans der Batavischen Republik forderten, begannen 1803 die Feindseligkeiten zwischen England und Frankreich von neuem. Ein Angriff auf das Jnselreich war ein zu großes Wagnis. Da reifte in Napoleon der Entschluß, das durch Personalunion mit England verbundene Hannover (§ 85, 11) zu okkupieren, obwohl letzteres ein Glied des Deutschen Reiches war und die Wegnahme desselben als Friedeusbruch und eute Verletzung des Völkerrechtes angesehen werden mnßte. Noch im Jahre 1803 siel von Holland her ein französisches Korps in Hannover ein und behandelte das Land als unterworfenes. Weder Preußen noch das Reich schickten sich an, das gewalttätige Verfahren zurückzuweisen. Gewalttat gegen 3. Eine andere Gewalttat Napoleons, welche die Gesnnkenheit Lengt)ien°i8oin des Reiches illustriert, ereignete sich auf badischem Boden. Dort lebte der Herzog von Enghien, ein Prinz aus einer Seitenlinie der Bourbonen, tu stiller Zurückgezogenheit. Früher hatte derselbe in einem Entigrantenheer gedient. Da die Anhänger der Bourbonen ans ihn, den tüchtigen Krieger, ihre Hoffnung setzten, so glaubte Napoleon,

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 94

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
94 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Leopold Ii. 1790—1792. Friedrich Wilhelm Ii. 1786—1797. Religionsedikt. § 100. Josephs Ii. und Friedrichs Ii. Nachfolger. Die Teilungen Polens. 1. In Österreich und auch im Deutschen Reiche folgte Leopold Ii. (1790—1792), Josephs Bruder, bisher Großherzog von Toskana. Obwohl er im allgemeinen gleichen Grundsätzen wie sein Vorgänger huldigte, so lenkte er doch, um den ererbten Staat vor Auflösung zu bewahren, in die Bahnen Maria Theresias ein. In Belgien brachte er zuerst mit bewaffneter Hand die Revolution zum Stillstand, dann gewährte er den Aufwieglern Amnestie, endlich hob er die verhaßten Neuerungen auf und stellte die alten Privilegien und Verfassuugs-eiurichtuugeu wieder her. Ebenso gelang es ihm, durch Nachgiebigkeit und weise Mäßigung die Ungarn mit sich zu versöhnen. Unter seinem Sohn und Nachfolger Franz Ii. wurden auch die letzten Reste der Josephinischen Reformen zurückgenommen. 2. In Preußen übernahm 1786 Friedrich Wilhelm Ii. (1786 bis 1797), ein Neffe Friedrichs Ii., die Regierung. Seine Thronbesteigung ward von allen denen mit Hoffnungen begrüßt, welche verschiedene Einrichtungen Friedrichs, wie die Aceise und die Monopole, als Druck empfunden und daher mehr mit scheuer Bewunderung als mit Liebe zu dem großen König emporgesehen hatten. Der neue Monarch schien durch seine ersten Handlungen: Aufhebung der Regie, des Tabak- und Kaffeemonopols, Entfernung der französischen Beamten den Erwartungen zu entsprechen. Im Verlause der Regierung aber bereitete er seinem Volke mancherlei schmerzliche Enttäuschungen. Es geschah dies durch seinen starken Hang zur Sinnlichkeit und durch seiue krankhafte Neigung zum Wunderbaren, zur Religionsschwärmerei. Ersterer verleitete ihn zu einem verschwenderischen Genußleben, zu einem anstoßerregenden sittlichen Wandel und zur Einführung einer Günstlingsherrschaft, unter welcher Preußens Ruhm und Einfluß zu sinken begannen. Ein Ausfluß seiner Glaubensrichtung war das nach seinem Minister Wöllner benannte „Wöllnersche Religionsedikt" (1788), welches dem herrschenden Unglauben zu steuern suchte, das aber so sehr „jeder Freiheit des Lehrens und Schreibens in Sachen der Religion eine Schranke setzte", daß selbst der große Philosoph Kant (in Königsberg) sich bestimmen ließ, seine Vorlesungen über religionsphilosophische Gegenstände einzustellen. Das Ergebnis der Regierung Friedrich Wilhelms Ii. war kein erfreuliches. Das lockere Leben am Hofe beeinflußte die Sitten der Residenz. Leichtsinn und Genußsucht nahmen überhand und zu dem in der sog. „Aufklärung" wurzelnden Unglauben gesellte sich pharisäische Heuchelei.

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 140

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
140 Ix. Von der Französischen Dietiolutiort bis zum Wiener Kongreß. Franzosen nicht in die Hände zu fallen, flohen sie in den stürmischen Novembertagen nach Königsberg und später an die äußerste Grenze der Monarchie, nach Memel. Auf der Flucht und auch in der Folgezeit gaben sie dem Volke ein rührendes Beispiel im Ertragen von Gefahren, Entbehrungen und Strapazen aller Art. Den ebenfalls sich nach Osten zurückziehenden preußischen Truppen folgten die Franzosen über Küstrin, Posen an die Weichsel. Die hilfesuchenden Blicke des gebengten Königs wandten sich nach Petersburg. Alexander I. ließ auch, unter Bennigsen ein Heer in Ostpreußen einrücken. Bei C'ylliu kam es im Februar 1807 zu einem gewaltigen Zusammenstoß zwischen der vereinigten preußisch-russischen Armee und den Franzosen. Zum erstenmal leuchtete dem sieggewohnten Eroberer die Sonne des Erfolges nicht ungetrübt. Die Schlacht blieb unentschieden. Es folgte nun eilte viermonatliche Unterbrechung des Krieges. Sie wurde auf beiden Seiten zur Verstärkung der geschwächten Truppen benützt. Im April 1807 erschien Alexander I. in Memel und gab Friedrich Wilhelm Iii. unter Tränen die ermutigende Versicherung: „Nicht wahr, keiner von uns fällt allein? Entweder beide zusammen oder feiner!" und dann erneuerten die Monarchen das Bündnis (Iv. Koalition), in welchem sie sich verpflichteten, die Waffen nur in gemeinsamer Übereinstimmung niederzulegen. Im Juni wurde der Krieg mit erneuter Heftigkeit wieder ausgenommen. Der 14. Juni brachte bei Friedland (südöstlich von Königsberg) die Entscheidungsschlacht. Den Franzosen erstrahlte das alte Kriegsglück wieder in vollem Glanze. Die Russen erlitten eine totale Niederlage und damit war der Krieg entschieden. Wortbrüchigkeit 8. Rasch vollzog sich in Alexanders Denken, Empfinden und ' e$an crv ' Stellung ein vollständiger Umschwung. Der warnten Freundschaftsversicherungen vergessend, welche er Friedrich Wilhelm Iii. gegenüber abgegeben, trat er mit Napoleon in geheime Unterhandlungen, fchloß zuerst einen Waffenstillstand und dann ein Bündnis. Entscheidend für feine Wortbrüchigkeit waren die lockenden Aussichten, die Napoleon seinem Ehrgeiz auf eine Teilung der Weltherrschaft zwischen französischem und moskowitifchem Einfluß eröffnete. Erst nachdem Bestimmte Vereinbarungen getroffen waren, zog man auch Friedrich Wilhelm zu einer Unterredung heran. Napoleon behandelte ihn mit kränkender Bitterkeit. Luise eilte von Memel herbei, um durch persönliche Begegnung mit dem Sieger eine Milderung des ihrem Lande drohenden Unglücks zu erwirken. Umsonst. Weder ihre Schönheit noch ihre Anmut machten Eindruck auf das kalte Gemüt des Siegers. Frieds von Tilsit 9. So wurde im Juli 1807 der traurige Friede zu Tilsit geschloffen, durch welchen „Preußen den Becher der Demütigung bis auf die Neige leeren mußte". Nur „aus Achtung für den Kaiser
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TM Hauptwörter (200)200

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